Autor Harald Schneider

Spannend - Skurril - Humorvoll

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Ratekrimi Nr. 97

Schultafel

Palzki und der Mathelehrer

Autor: Harald Schneider

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Es hätte so ein schöner Tag werden können.

Geht es Ihnen nicht auch manchmal so wie mir? Da schuftet man die ganze Woche, schiebt Überstunden ohne Ende, damit die vielfältige Gaunerschar in der Pfalz nicht überhandnimmt, kommt schließlich freitagabends spät nach Hause, um das Wochenende mit der Familie zu genießen, und dann das:

»Mein Fahrrad ist kaputt«, schallte mir Pauls Stimme aus dem Wohnzimmer entgegen, während ich mir im Flur die Schuhe auszog.

»Hallo Schatz«, begrüßte mich eine Minute später meine Frau Stefanie, »das Essen dauert noch eine Weile. Ich bin unserer Nachbarin Frau Ackermann über den Weg gelaufen und ruckzuck war der Nachmittag vorbei.« Während mein Magen knurrte und ich resigniert nickte, ergänzte sie: »Könntest du geschwind mal unter der Spüle nachschauen, ich glaube, da tropft etwas.«

Von Tropfen konnte nicht die Rede sein, es war eher ein Fließen. Der Putzeimer unter der Spüle war bereits halb mit Wasser gefüllt. Mit nassen Ärmeln setzte ich mich nach einem erfolglosen Reparaturversuch an den Küchentisch, um in den Gelben Seiten nach einem geeigneten Handwerker zu suchen und ein wenig zu regenerieren. Da kam meine zwölfjährige Tochter und zog mir das Telefonbuch weg. »Du musst mir jetzt bei den Mathehausaufgaben helfen, Daddy.«

»Kannst du das nicht allein, Melanie?« Mein Versuch, mich mit dem Teufelszeug nicht befassen zu müssen, scheiterte.

»Ne, seit wir den neuen Mathelehrer haben, raffe ich überhaupt nichts mehr. Manchmal denke ich, der redet chinesisch. Allen anderen in meiner Klasse geht es genauso.«

Aha, dachte ich mit einer gewissen Genugtuung. Die Ausrede »allen anderen in meiner Klasse geht es genauso« war wahrscheinlich schon so alt wie es Schulen gab, um eigene Defizite den Eltern gegenüber abzuschwächen. Ich versuchte, ihr ins Gewissen zu reden. »Melanie, mathematisches Grundwissen ist im Leben sehr wichtig. Ohne Zahlen geht es nicht. So schwierig ist das doch gar nicht. Das haben schon ganz andere Leute kapiert.«

Mein letzter Satz war ein Fehler. »Was hattest du denn in Mathe?«, fragte sie und grinste mich gemein an.

Ich lief rot an, hoffentlich hatte sie dies nicht bemerkt. »Ich war jedenfalls so gut, dass es für eine Karriere bei der Kriminalpolizei gereicht hat«, entgegnete ich schnell.

Melanie verzichtete darauf, mir zu erläutern, dass Polizeibeamte allesamt schlecht in Mathe sind. Sie schien mit den Gedanken woanders zu sein.

»Du, Daddy«, sagte sie schließlich. »Irgendetwas stimmt mit unserem neuen Lehrer nicht. Der ist nicht nur chaotisch, sondern kapiert das Zeug genauso wenig wie wir. Ständig verbessert er sich im Unterricht und behauptet laufend was anderes.«

Ich zuckte mit den Achseln. »So sind Lehrer halt mal. Da muss man durch.« Um Melanie etwas zu motivieren, bat ich sie, mir ihre Aufgaben zu zeigen.

»Das ist ein Arbeitsblatt, das er heute ausgeteilt hat.«

Oje, ausgerechnet Geometrie. Ich las die erste Aufgabe: Gegeben ist ein Quadrat mit der Kantenlänge 5 Millimeter. Wie groß ist das Volumen? Die zweite Aufgabe war wilder: Ein rechtwinkliges Dreieck hat einen Winkel mit 40 Grad. Wie groß sind die beiden anderen Winkel?

Melanie sah meinen verzweifelten Gesichtsausdruck. »Weißt du jetzt, was ich meine? Dann macht er laufend blöde Witze. Heute meinte er, ein Kreis mit 360 Grad wäre ganz schön heiß. Letzte Woche sagte er zu uns, dass man 60-Grad-Wäsche rechtwinklig zusammenlegen sollte.«

Nachdenklich fragte ich sie: »Seit wann habt ihr den Lehrer?«

»Seit drei Wochen, das soll ein Quereinsteiger sein. Er wohnt in Ruchheim.«

»Ich glaube, ich werde ihn mir mal vorknöpfen müssen. Du hast übrigens recht, Melanie: Das ist nie und nimmer ein ausgebildeter Mathematiklehrer.«

Frage: Was war Palzki aufgefallen?

Ratekrimi Nr. 24

Museum

Palzki und der Goldene Hut

Autor: Harald Schneider

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Es hätte so ein schöner Tag werden können.

Schifferstadt hatte seine Einmaligkeit im Rhein-Pfalz-Kreis verloren. Denn vor vier Tagen wurde auf der Gemarkung Fußgönheim ein weiterer Goldener Hut gefunden, der in Größe und Vollkommenheit dem Schifferstadter weit überlegen war. Bevor dieses Prachtstück zu einer Untersuchung an eine renommierte Universität geschickt werden sollte, bekam die Bevölkerung heute die Gelegenheit, ihn im Heimatmuseum Fußgönheim im Hallberg Schloss besichtigen zu können. Hätte sie zumindest, wäre nicht der Leiter des Heimatmuseums kaltblütig ermordet worden. Dem nicht genug, waren auch der wertvolle Hut und weitere Ausstellungsstücke verschwunden. Eine halbe Stunde, nachdem der tote Eberhard Deumann gefunden wurde, war ich als ermittelnder Kommissar vor Ort und konnte mir ein erstes Bild von diesem grausamen Geschehen machen. Das halbe Museum war verwüstet, es sah nach einem größeren Kampf aus.

»Deumann wurde mit einem Hammer oder einem ähnlichen Gegenstand erschlagen«, berichtete mir einer der Spurensicherer. Daraufhin verzichtete ich, die Leiche anzuschauen. »Wurde nur dieser Goldene Hut gestohlen? «, fragte ich eine in Tränen aufgelöste Museumsmitarbeiterin.

»Nein, es fehlen weitere kostbare landwirtschaftliche Exponate, um die uns die Kollegen der benachbarten Museen schon lange beneiden.«

Diesen Hinweis konnte man nicht unbedingt als eine heiße Spur bezeichnen, doch zumindest als Ermittlungsansatz war er zu gebrauchen. Deshalb traf ich mich eine Stunde später mit Herrn Roy Illert, dem Chef des Mutterstadter Museums für Ortsgeschichte im alten Rathaus. »Wie Sie noch nicht wissen können, wurde heute Morgen Ihr Kollege Deumann ermordet und von dem neu gefundenen Goldenen Hut fehlt jede Spur.«

Illert rang um Fassung. »Das darf doch nicht wahr sein! Eberhard war mein Freund und ein herzensguter Mensch. Und nur wegen dem blöden Ding wurde er jetzt erschlagen. Das gibt es doch nicht. Hoffentlich finden Sie bald den Mörder, und er bekommt seine gerechte Strafe.«

Er schüttelte den Kopf und fing an zu weinen. Ich stellte ihm noch ein paar Fragen, er konnte mir aber in der Ermittlungssache nicht weiterhelfen. So fuhr ich etwas ratlos ins Schifferstadter Heimatmuseum. Stolz zeigte mir der Leiter Fritz Benn die Kopie des Schifferstadter Goldenen Hutes.

»Ich kannte Herrn Deumann kaum«, antwortete er betroffen auf die Todesnachricht seines Kollegen. »Damit so etwas Schreckliches bei uns nicht passieren kann, werden wir in unserem Museum gleich nächste Woche eine Sicherheitsprüfung veranlassen.«

»Man sagt, dass es in Fußgönheim ein paar Ausstellungsstücke gibt, um die das Museum beneidet wurde.«

»Das stimmt, Herr Palzki. Das trifft aber auf jedes Museum im Landkreis zu. Wir haben auch seltene regionale Exponate, die andere Museen liebend gern haben würden.«

»Wann waren Sie das letzte Mal in Fußgönheim?«

Benn überlegte. »Das muss bestimmt ein Jahr her sein. Wir Museumsleiter tauschen uns zwar in unserem Netzwerk regelmäßig aus, aber meistens treffen wir uns in einem Restaurant in Maxdorf. Die letzte Zusammenkunft fand vor zwei Monaten statt.« Ich bedankte mich für die Auskünfte, jedoch kam ich auch in Schifferstadt nicht weiter.

Meine nächste Etappe war die historische Schuhmacherwerkstatt in Dannstadt, auch wenn ich mir nicht richtig vorstellen konnte, wozu man dort einen Goldenen Hut brauchte. Ich kam eine Winzigkeit zu spät. Der ehrenamtliche Museumsvorsitzende Ricco Kassandro, den ich von unterwegs telefonisch in die Werkstatt beordert hatte, verstarb in meinen Armen. Ich konnte nichts mehr für ihn tun, sein Blutverlust war bereits zu groß gewesen. Mit letzter Kraft hauchte er mir ein paar Worte entgegen: »Ich wollte nicht, dass Deumann stirbt. Das war nicht meine Schuld. Es war –«

Kassandro schluckte Blut. »Ihn hat die Gier zerfressen. Der Hut steht in –« Das waren seine letzten Worte. Vor mir lag also der tote Mittäter. Inzwischen wusste ich aber, wer als Haupttäter infrage kam.

Frage: Wer war der Mörder von Eberhard Deumann?

Ratekrimi Nr. 47

Waffe und Geld

Palzki und der flüchtende Bankräuber

Autor: Harald Schneider

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Es hätte so ein schöner Tag werden können.

Von Selbstjustiz sind wir Polizeibeamte von Berufs wegen nicht sehr überzeugt. Selbstverteidigung und Notwehrgründe waren zwar akzeptabel, aber beispielsweise einen flüchtenden Teenager, der im Supermarkt eine Dose Cola stiehlt, mit einem Wagenkreuz aus dem Hinterhalt heraus niederzumähen, nein, das ging wirklich zu weit. Aber leider sind auch wir Polizeibeamte nicht vor Überreaktionen gefeit. In der Ausbildung wird zwar die Besonnenheit als eine sehr wichtige Charaktereigenschaft eines Beamten herausgestellt, im Berufsleben funktionierte das aber im Eifer des Gefechts nicht immer. Zum Glück gab es in den letzten Jahren diesbezüglich keine Pannen, wie sie vor rund 20 Jahren passierte, als ein Polizeibeamter einem auf seinem Mofa flüchtenden 15-Jährigen hinterherschoss, bloß weil dieser kein gültiges Versicherungskennzeichen besaß und die Verkehrskontrolle ignorierte. Das Projektil wurde aus dem Hinterrad des Mofas geborgen.

Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als die erste Meldung zu einem Überfall der Edigheimer Sparkasse in unserer Dienststelle ankam. Zwei Bankmitarbeiter sollen dem Täter gefolgt und ihn überwältigt haben, als er auf sein Fluchtfahrrad steigen wollte. Fahrräder als Fluchtfahrzeuge waren bei Bankräubern allgemein beliebt, zumal man verfolgende Polizeifahrzeuge bei guter Ortskenntnis leicht abschütteln konnte. Da meine Kollegen anderweitig beschäftigt waren und an diesem aufgeklärten Fall kein Interesse zeigten, machte ich mich auf den Weg zur Bank. Trotz des schnellen Fahndungserfolgs war das Gebäude weiträumig abgesperrt. Anscheinend war es nicht klar, ob es sich bei dem Festgenommenen um einen Einzeltäter handelte.

Im Büro des Bankdirektors, der in diesem Fall weiblich war, traf ich auf zwei Kollegen, die den vermeintlichen Räuber in Handschellen vernahmen. Die beiden Sparkassenmitarbeiter, die den Täter gefangen hatten, waren dabei.

»Ich bin unschuldig«, schrie der Verdächtige, der einen etwas verwahrlosten Eindruck machte und den ich auf Anfang 20 schätzte. »Ich war überhaupt nicht in dieser Bank.«

»Und wie kommt es, dass Sie die gleiche Jacke und die gleiche Mütze tragen wie der Täter? Schauen Sie sich das Bild unserer Überwachungskamera genau an, erkennen Sie sich nicht wieder?«

»Das bin ich nicht!«, schrie dieser. »Das Bild ist viel zu unscharf.« Insgeheim musste ich ihm recht geben. Nur mit viel Fantasie konnte man eine gewisse Ähnlichkeit abstrahieren. Ich mischte mich ein.

»Erzählen Sie, was aus Ihrer Sicht passiert ist.« Der Verdächtige beruhigte sich.

»Ich wollte gerade mein Fahrrad aufschließen, da kamen diese beiden Verrückten angerannt und nahmen mich in die Zange.« Ich wandte mich an die beiden Bankangestellten. »Habt ihr das Geld sichergestellt?«

Sie schüttelten den Kopf. »Nein, da war noch ein Kerl. Die beiden haben sich kurz unterhalten und dann ist der andere weggerannt. Wir konnten nur einen der beiden festhalten. Wahrscheinlich hat der andere das Geld.«

»Ihr spinnt alle«, unterbrach der Verdächtige. »Der Typ hat mich nur nach dem Weg gefragt. Ich kenne den überhaupt nicht.«

Ich musste gezielter vorgehen. »Gehen wir mal nach draußen und schauen uns die Lage an.« Die Bankdirektorin blieb im Büro, alle anderen gingen mit nach draußen. 50 Meter neben der Sparkasse stand ein Fahrrad an einem Baum. »Ist das Ihr Rad?« Der Verdächtige nickte. Im gleichen Moment kam ein Polizist mit einem Bolzenschneider hinzu. »Gehen Sie bitte mal auf die Seite. Ich soll das Schloss knacken, damit wir das Rad sicherstellen können.« Ich schüttelte den Kopf. »Das können Sie sich sparen, hier liegt ein Irrtum vor. Das ist nicht der Täter.«

Frage: Was war Reiner Palzki aufgefallen?

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